30. Westschweizerisches
Jodlerfest 2022
Ein Fest voller Herz und Seele und kürzeste Wege dahin
Das Brauchtum lebt! Und Petrus zeigte, dass er dem letzten Unterverbandsfest in Bösingen mit einem Prachtswetter besonders wohlgesinnt war. Dem Festmotto «Chùm cho ggùgge», folgten nicht nur die 1’300 Aktiven. Am friedlichen Wettkampf und Anlass der «kürzesten Wege» in Bösingen im Sensebezirk, vom 8. – 10 Juli 2022, nahmen über 20’000 Menschen teil. Die Vorfreude und Lust nach dieser langen Zeit von Entbehrungen, einfach Mal wieder ungezwungen das gemütliche Zusammensein und zusammen feiern zu frönen, erfüllten sich.
Bösingen als Gastgeberin
Das Westschweizerische Jodlerfest in Bösingen demonstrierte die Verbundenheit unter den Aktiven, die Attraktivität des Brauchtums und das Zusammenspiel mit der Bevölkerung, zahlreichen Helferinnen und Helfern, den Jodlerklubs, Alphorngruppen und den Fahnenschwingern der Westschweiz sowie über deren Grenzen hinaus, aber auch allen Sponsoren und Gönnern auf besondere Art und Weise. Friedlich und lebhaft ging das Fest einher, welches unter schwierigen Bedingungen, inmitten und nach der Corona-Pandemie stand und zu einem unvergesslichen Wochenende wurde. Unter der CO-Leitung von Christine Bulliard-Marbach und Manfred Raemy und den Trägervereinen: der Jodlerklubs Edelweiss Flamatt und Cordast und der Folkloreformation «ûbere Schûffenesee», wurde der typische Dorfkern von Bösingen zur perfekten Kulisse – für das Fest der kürzesten Distanzen. Bösingen stand zugleich einer grosse Symbolkraft gleich – als Brücke – zu den Regionen und Sprachen. Die «Gadgets» der örtlichen Gegebenheiten und die vielen Eindrücke vermittelnden Dekorationen, wurden immer wieder hervorgehoben und gerühmt.
Leidenschaft und Freude
Trotz grosser Menschenmenge, ausgelassener Stimmung und dem einen oder anderen Becher Bier, war es rundum friedlich. Immer wieder fanden sich in diesen Tagen weniger ausgelassene Aktive zu umso konzentrierteren Momenten der Vorbereitung. Auf diese sie sich in den Wettvorträgen der Sparten hin, in verschiedensten Formationen mit ihrem Können der Jury bewiesen. Einhellig und höchst positiv waren die Rückmeldung aller Jury-Obmannschaften. In den Vordergrund hoben sie die aufrechterhaltene Qualität der Vorträge, trotz einer gewissen Grundverunsicherung, sich nach so langer Zeit wieder vor einer Jury zu präsentieren. Die Rückmeldungen zur Organisation waren so zahlreich wie positiv. «Unser Fest hatte Herz und Seele», freute sich die CO-OK-Präsidentin Christine Bulliard-Marbach. Kontakte knüpfen und den Austausch pflegen – ohne Sprachbarrieren, dies war ein grosses Anliegen an diesem Festwochenende – das sich ebenso erfüllt hat. Alle Tage und Nächte, heitere Stimmung, friedliche Dynamik, frohe Gesichter, fröhliches Lachen und Plaudern – und das Allerschönste: An allen Ecken erklangen Lieder und Juchzer. Dazu formierten sich Alphornbläser und ihre Instrumente weckten die Sehnsucht nach Heimat. Wenn dann auch noch die sportlichen Fahnenschwinger ihre Fahnen hoch in die Lüfte schwangen und gekonnt auffingen, blieb schliesslich kein Wunsch nach Tradition mehr offen.
Festlicher Sonntag – Herzensangelegenheiten
Nach zahlreichen Wettvorträgen, Gesangseinlagen und dem Mitternachtsjutz mit Balkonstafette in der Nacht von Samstag, war am Sonntagmorgen Zeit, um in festlichem Rahmen alle Beteiligten zu ehren und würdigen. Musikalisch untermalt von den Trägervereinen JK Cordast, JK Edelweiss Flamatt und der Folklore Formation ûbere Schûffenesee sowie in Begleitung der Musikgesellschaft Bösingen fanden die anwesenden Amtsträger und Ehrengäste lobende Worte für die Helfenden, das OK und die Jodlerfamilie. Grossratspräsident Jean-Pierre Doutaz, Staatsratspräsident Olivier Curty und der Präsident des WSJV Gallus Zosso und die Präsidentin des EJV Karin Niederberger würdigten die demonstrierte Wertschätzung der Tradition, die Friedlichkeit und das Verbindende und ehrten den grossen Einsatz aller Beteiligten. Mit stehender Ovationen bedankte sich das Publikum ebenso beim Initiator des Festes Armin Zollet für seinen Einsatz. Nach der offiziellen Fahnenübergabe von Vertretern des letzten Austragungsorts 2018 in Yverdon-les-Bains an die Vertreter aus Bösingen war dann auch formal klar, wo das WSJF 2022 Zuhause war. Am Herzblut mangelte es an diesem Wochenende indes weder bei der älteren Garde noch bei den kleinen Gästen. Denn dem Nachwuchs war anlässlich dem sonntäglichen Mittagskonzert ein besonderer Platz im Festprogramm einberäumt. Dazu richtete die CO-OK-Präsidentin am Sonntagmorgen in ihrer Festrede auch gleich einen Appell an die Anwesenden: «Wir haben die Verantwortung, Tradition weiterzugeben und mit Herzblut vorzuleben.» Mit grosser Ernsthaftigkeit und Stolz nahm der Nachwuchs diesen Platz auch ein und trug Lieder, Tänze und Fahnenschwünge mit Bravour zum Besten. Gleicher Zoll gebührte ihnen schliesslich auch anlässlich des anschliessenden Festumzugs. Die jubelnden Menschen an den Strassenrändern und der Tribüne zollten den farbenfrohen, fröhlichen und attraktiv präsentierten 28 Sujets des Festumzugs grossen Applaus.
Wer mit offenen Augen und Ohren durch Bösingen spazierte, dem dürfte – ob mit oder ohne Bezug zum Brauchtum – auf jeden Fall klar geworden sein: Die 30. Austragung des Westschweizerischen Jodlerfestes war ein Erfolg. Schliesst die Augen und lasst euch treiben, denn die Zeit zum Träumen vom Jodlerfest Bösingen wird bleiben.